ABCSG-16 /S.A.L.S.A

Pressekonferenz

25 Jahre ABCSG

20 Jahre ABCSG

Die größten Erfolge

Seit Beginn der jahrzehntelangen Forschungstätigkeit der ABCSG steht die Frage im Mittelpunkt, ob sich durch neue Medikamente, Änderungen bei den Dosierungen oder auch durch erweiterte Einsatzformen unterschiedlicher Krebstherapien bessere Prognose- und Behandlungsmöglichkeiten für PatientInnen ableiten lassen. Dabei erzielten die ÄrztInnen der ABCSG bemerkenswerte Erfolge.

Zu 90 % Brusterhaltung

Patientinnen mit kleineren Tumoren und nicht-befallenen Lymphknoten können in ABCSG-Zentren in 90 % aller Fälle brusterhaltend operiert werden. Diese für die betroffenen Frauen sehr positive Entwicklung ist der intensiven Forschung und den dadurch entstandenen  neuen Therapiemöglichkeiten zu verdanken. Die Erfolgsrate in Österreich ist nunmehr dreimal höher als in den 1990ern und z.B. deutlich höher als in den USA.

 

Studien

ABCSG 16/S.A.L.S.A: Therapieverlängerung um zwei Jahre bei postmenopausalem Brustkrebs ausreichend (2017)

Studie 16Studie 16Eine Standardbehandlung bei postmenopausalem Brustkrebs ist es, nach der chirurgischen Entfernung des Tumors fünf Jahre lang eine endokrine Brustkrebstherapie zu verabreichen. Das Ergebnis der Studie ABCSG 16/S.A.L.S.A zeigt, dass danach die Fortführung der Therapie mit dem Aromatasehemmer Anastrozol um weitere zwei Jahre ausreicht. Eine weitere Verlängerung auf fünf Jahre ist nicht sinnvoll, weil sich das Therapieergebnis nicht verbessert, aber die Nebenwirkungen (v.a. Frakturen) verstärkt werden. An der Untersuchung nahmen von 2004 bis 2010 insgesamt 3.484 postmenopausale Brustkrebspatientinnen an mehr als 70 österreichischen Zentren teil – damit ist sie eine der größten klinischen Studien in Österreich. Die Teilnehmerinnen wiesen ein frühes hormonrezeptor-positives Mammakarzinom (Stage I-III) auf und erhielten nach fünf Jahren standardmäßiger adjuvanter Antihormontherapie zusätzlich zwei bzw. fünf Jahre den Aromatasehemmer Anastrozol als erweiterte endokrine Therapie. Diese lang erwarteten Daten von ABCSG 16/S.A.L.S.A wurden 2017 beim San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS, 5.-9.12.) vom Coordinating Investigator und ABCSG-Präsident Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant präsentiert und sogar in den Highlight-Report des Kongresses aufgenommen.

ABCSG 18: Osteoporoserisiko halbieren (2015) und Rückfallrisiko senken (2018)

ABCSG 18 am ASCO 2018ABCSG 182006 startete die größte ABCSG-Studie mit 49 Zentren in Österreich und 5 in Schweden. Insgesamt 3.425 Patientinnen nahmen daran teil, im August 2013 wurde die letzte Patientin in die Studie eingeschlossen. Untersucht wurde bei Mammakarzinompatientinnen unter Aromatase-Inhibitor-Therapie, ob der Antikörper Denosumab das therapieinduzierte Osteoporoserisiko reduziert. Am 26. März 2014 wurde der erste Meilenstein PADCD (Primary Analysis Data Cut-Off Date) mit 247 klinischen Frakturen erreicht – die Ergebnisse liegen mittlerweile vor und sind überraschend eindeutig. Das therapieinduzierte Osteoporoserisiko kann um 50% reduziert werden! Ohne zusätzliche Toxizität halbiert die Gabe von 60 mg Denosumab zweimal pro Jahr subkutan klinische Frakturen, außerdem erhöhte sich die Knochendichte in der Wirbelsäule um 10 Prozent, in der Hüfte um rund 8 Prozent und im Oberschenkelhals um 6 Prozent. Diese lang erwarteten Daten wurden 2015 beim Annual Meeting der American Society of Clinical Oncolocgy (ASCO, 29.5.-2.6.) in Chicago präsentiert und in dem renommierten Journal „The Lancet“ publiziert.

Drei Jahre später, 2018, lagen auch die Ergebnisse zum krankheitsfreien Überleben vor, einem sekundären Studienziel. Nach durchschnittlich 72,6 Monaten Nachbeobachtung sind auch diese Ergebnisse statistisch signifikant und das Rückfallrisiko wird durch die Gabe von Denosumab um ca. 18% verringert. Von den Patientinnen, die zusätzlich Denosumab erhielten, waren nach fünf Jahren 89,2% (versus 87,3%) und nach acht Jahren 80,6% (versus 77,5%) krankheitsfrei. Diese deutlichen Unterschiede sind vor allem deshalb bemerkenswert, da die Heilungs- und Überlebensraten von Patientinnen mit diesem Brustkrebstyp an sich schon recht hoch sind. Diese Daten wurden am 4. Juni 2018 von Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant beim Annual Meeting der American Society of Clinical Oncolocgy (ASCO, 1.-5.6.) in Chicago präsentiert.

ABCSG 14 und ABCSG 24: Fokus auf die neoadjuvante Therapie (2004 und 2009)

Die ABCSG legt schon seit längerem einen Schwerpunkt ihrer klinischen Forschungsarbeit auf innovative neoadjuvante Therapien. Erste Erfolge zeigten sich bereits 2004, als in ABCSG 14 der positive Effekt einer neoadjuvanten Therapie nachgewiesen werden konnte: Eine Verdoppelung der Chemotherapiezyklen vor der Operation von 3 auf 6 brachte signifikante Verbesserungen. Die pathologische Komplettremission, wonach zuvor bestehende Tumor-Manifestationen nicht mehr nachweisbar waren, stieg von 7 auf 18 %.

Die Fortsetzung dieser Untersuchungen erfolgte in der Studie 24, an der in Österreich 536 Patientinnen teilnahmen. Demnach stieg der Anteil jener Patientinnen, bei denen eine pathologische Komplettremission (pCR) nachgewiesen werden konnte, in der Gruppe mit Epirubicin + Docetaxel + Capecitabine auf 24 %. Das sind um 50 % mehr als bei den Patientinnen, die mit der Standardtherapie Epirubicin + Docetaxel behandelt wurden, wo bei 16 % keine lebenden Krebszellen mehr vorgefunden wurden.

ABCSG 12 goes around the world (2008-2011)

Jüngeren Datums schließlich sind die Erkenntnisse, dass dieses Bisphosphonat bei Frauen mit einem frühen Brustkrebs die Aussichten steigert, Rezidive zu verhindern – also auch einen Antitumoreffekt hat. Im Vergleich zu einer ausschließlichen Antihormontherapie verbessern sich die Aussichten auf Rezidivreduktion und die Überlebenschancen steigen dramatisch: Mehr als 98 % der Teilnehmerinnen der Studie 12 waren 5 Jahre nach der Diagnose noch am Leben, auch ohne adjuvante Chemotherapie.

Dieses Ergebnis sorgte für große internationale Aufmerksamkeit und zählte zu den wissenschaftlichen Highlights am ASCO 2008, sowie 2010 und 2011. Auch die renommierte Zeitschrift „The Lancet Oncology“ publizierte in ihrer Juni-Ausgabe 2011 die 62-Monate-Follow-up-Daten der Studie.

Die 84-Monatsdaten konnten mittlerweile alle Ergebnisse bestätigen: Die Wahrscheinlichkeit für Rezidive kann durch Zoledronat um 28 % verringert werden, das Gesamtüberleben der Patientinnen verbessert sich um rund 36 %.

ABCSG 12: Entscheidende Erkenntnis (2008)

Auch das zweite Studienergebnis, das in San Antonio vorgestellt wurde, ist für Krebspatientinnen von großer Bedeutung. Viele litten an Osteoporose, einer Nebenwirkung der an sich erfolgreichen Krebsbehandlung. Der ABCSG gelang der Nachweis, dass die zusätzliche Gabe des Bisphosphonates Zoledronat zur Standardtherapie diesen Effekt verhindern und so das Risiko von Knochenbrüchen entscheidend reduzieren kann.

ABCSG 8: Switch in der Behandlung (2008)

Beim Brustkrebssymposium in San Antonio/Texas (SABCS), einem der bedeutendsten Treffpunkte der internationalen Elite der KrebsforscherInnen, wurden 2008 zwei weitere Forschungsergebnisse der ABCSG präsentiert, die mittlerweile weltweit Beachtung fanden.

Zum Einen das neue Behandlungskonzept für hormonrezeptorpositive Frauen nach der Operation. Sie erhalten jetzt 2 Jahre lang das Antiöstrogen Tamoxifen, das schon bis dahin zur Behandlung eingesetzt wurde, und danach 3 Jahre lang den Aromatasehemmer Anastrozol. Diese „Switch-Therapie“ reduziert die Gefahr einer neuerlichen Tumorbildung um 40 %!

ABCSG 6a: Therapieverlängerung bringt Sicherheit (2005)

Ziel der Studie war die Klärung der Frage, ob durch eine Therapieverlängerung auf insgesamt 8 Jahre nach der Operation die Chancen der Patientinnen gesteigert werden können, die Krebserkrankung zu überleben.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Frauen profitierten von einer verlängerten Antihormontherapie mit dem Aromatasehemmer in einem unerwartet hohen Ausmaß. Das neuerliche Auftreten von Brustkrebs konnte dadurch um 36 % reduziert werden.

ABCSG 5: Antihormontherapie anstelle von Chemotherapie (2002)

Die Erkenntnis, dass die Überlebenschancen von Brustkrebspatientinnen vor der Menopause entscheidend steigen, wenn nach dem chirurgischen Eingriff statt der klassischen Chemotherapie eine kombinierte Antihormontherapie verabreicht wird, war der Durchbruch für die ABCSG. Die Studie ABCSG 5 erregte bei der Publikation 2002 internationales Aufsehen. Sie wurde bei der Festlegung der „Internationalen Richtlinien für die adjuvante Therapie des primären Mammakarzinoms“ maßgeblich berücksichtigt.

Das war der erste große Erfolg der österreichischen Studiengruppe und vor allem ein Erfolg für die Patientinnen, die seither von einer wesentlich nebenwirkungsärmeren  Antihormontherapie profitieren.

Colorectal Branch der ABCSG

Auch bei Darmkrebs haben ÄrztInnen der ABCSG wesentliche Erfolge erzielt. Zu den am meisten gefürchteten Folgen bei Mastdarmkrebs zählt der künstliche Darmausgang nach der Operation. In den ABCSG-Zentren, die schwerpunktmäßig Studien in diesem Bereich durchführen, bleibt der Mehrheit der PatientInnen dieses Schicksal erspart, denn bei fast 90 % kann der Schließmuskel erhalten bleiben.

Der Colorectal Branch ist es auch gelungen, einen einheitlichen Behandlungsstandard für Mastdarmkrebs zu entwickeln. Damit ist für Patientinnen und Patienten in ganz Österreich  eine Behandlung sichergestellt, die auf Größe und Lokalisation des Tumors bestmöglich abgestimmt ist.

Task Force Pankreas

2010 wurde die Task Force Pankreas gegründet, um Therapien in Österreich zu vereinheitlichen und vor allem zu optimieren. Im September 2013 startete die ABCSG auch klinische Studien zum Pankreaskarzinom, das erste Projekt ABCSG P00 zeichnete sich vor allem durch eine sensationelle Rekrutierung aus. Diese perioperative Studie evaluierte die Wirkung von Fibrin-Kollagen-Vlies zur Reduzierung von Pankreasfisteln. Es wurde geprüft, ob dadurch der Entstehung von Leaks nach der Teilresektion von Pankreaskopf und Duodenum wirksam vorgebeugt werden kann. Die Ergebnisse wurden 2018 im „British Journal of Surgery“ publiziert, leider brachte der Einsatz von Fibrin-Kollagen-Vlies nicht den erhofften Erfolg.

Die zweite Pankreas-Studie P02 läuft seit 2017, hier wird der Stellenwert einer neoadjuvanten Chemotherapie zusammen mit Radiotherapie untersucht. Mehrere Zentren in Österreich nehmen an dieser komplexen Prüfung teil, es sollen insgesamt 112 PatientInnen eingeschlossen werden. Weitere Pankreasstudien sind bereits in Planung.



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